Okay, ich geb’s zu, Derry-Londonderry stand nicht unbedingt ganz oben auf meiner Liste für Wochenendtrips. Aber manchmal sind es genau die Orte, die du nicht auf dem Schirm hast, die dich am meisten überraschen.
Vielleicht denkst du bei Nordirland zuerst an Belfast oder die berühmten Küstenlandschaften, dabei ist Derry-Londonderry ein echter Geheimtipp, wenn du wenig Zeit hast und trotzdem viel erleben willst. Die Stadt ist kompakt, steckt voller spannender Geschichte, die du an jeder Ecke spürst, und überrascht mit einer lebendigen, kreativen Szene. Dazu kommen tolle Ausflugsmöglichkeiten an die Nordküste, zum Beispiel zum Giants Causeway oder den Stränden bei Portrush. Für mich ist Derry-Londonderry eine spannende Mischung aus Geschichte, Kultur und Natur.
Damit du bestens vorbereitet bist und genau weißt, was dich in dieser oft unterschätzten Stadt Nordirlands erwartet, stelle ich dir in diesem Beitrag meine zwölf liebsten Erlebnisse in und rund um Derry-Londonderry vor.
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Inhalt
Ist Derry-Londonderry die richtige Wahl für deinen Kurztrip?
Drei Tage in Derry-Londonderry sind perfekt, wenn du ein kompaktes, aber abwechslungsreiches Wochenendprogramm suchst. Die Stadt selbst bietet dir genug Geschichte, Kultur und interessante Spots zum Entdecken, und die Nähe zur Nordküste macht Tagesausflüge zum Giants Causeway ganz unkompliziert möglich. So bekommst du in kurzer Zeit einen richtig guten Eindruck von Nordirland.
Weniger geeignet ist Derry-Londonderry, wenn du ohne Mietwagen unterwegs bist und dennoch einige der schönsten Ausflüge rund um die Stadt sehen möchtest. Diese sind mit einem Mietwagen deutlich entspannter zu erreichen. Außerdem liegt der Fokus der Stadtgeschichte stark auf den jüngeren Ereignissen des 20. Jahrhunderts, vor allem dem Bürgerrechtskonflikt in den 1960er und 70er Jahren. Wenn du eher an älterer Geschichte interessiert bist, sagt dir Derry-Londonderry eventuell weniger zu.
Derry-Londonderry
Derry-Londonderry ist eine Stadt mit vielen Namen: Kurz gesagt heißt sie oft einfach „Derry“, aber offiziell auch „Londonderry“. Außerdem hört man oft die Bezeichnungen „Walled City“ oder „Maiden City“. „Walled City“ bezieht sich auf die gut erhaltene Stadtmauer aus dem 17. Jahrhundert, die die Altstadt umgibt und ein wichtiges Wahrzeichen ist. Der Name „Maiden City“ stammt von der Tatsache, dass die Stadtmauern nie von Feinden eingenommen wurden, sie blieben also „jungfräulich“. All diese Namen zeigen schon, wie viel Geschichte hier auf engem Raum steckt.
Damit du einen guten Überblick bekommst, welche Erlebnisse in Derry-Londonderry lohnenswert sind, habe ich dir in diesem Beitrag meine zwölf Highlights in der Stadt und Umgebung zusammengestellt. Dazu gibt’s wie immer Tipps zu Restaurants und Unterkünften, so bist du bestens vorbereitet für dein Wochenende.
1. Stadtführung durch Derry-Londonderry
Wenn du nur wenig Zeit hast, aber das Herz von Derry-Londonderry wirklich kennenlernen willst, kann ich dir einen geführten Stadtrundgang ans Herz legen. Wir waren mit Charlene unterwegs, der Tochter des Gründers von McCrossan’s Walking Tours und sie war einfach großartig. Als Blue Badge Guide gehört sie zu den bestausgebildeten Stadtführerinnen im Vereinigten Königreich, und das merkt man auch: voller Energie, bestens informiert, mitreißend im Erzählen.
Die Tour führt dich durch die von Mauern umgebene Altstadt, entlang wunderschöner Murals und vorbei an zentralen Schauplätzen des Nordirlandkonflikts. Was mir besonders gefallen hat: Charlene schafft es, die bewegte Geschichte der Stadt sensibel, nahbar und gleichzeitig mit einer guten Portion Humor zu erzählen.
Für mich war das der perfekte Einstieg in unseren Wochenendtrip. Die Führung war informativ, persönlich und mit vielen Einblicken, die man beim Alleine-durchs-Viertel-Schlendern leicht übersehen würde. Wenn du Lust auf Geschichte, Kontext und gute Geschichten hast, ist dieser Rundgang ein echtes Highlight.
2. Street Art in Derry-Londonderry
Die Street Art in Derry-Londonderry hat mich wirklich beeindruckt. Hier erzählt jedes Wandgemälde eine Geschichte, die tief mit der bewegten Vergangenheit der Stadt verbunden ist. Besonders in der Bogside-Gegend findest du einige der bekanntesten Murals, die an die Zeit der „Troubles“ erinnern. Diese gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen katholischen Nationalisten und protestantischen Unionisten haben die Stadt über Jahrzehnte geprägt und sind bis heute ein wichtiger Teil ihrer Geschichte.
Eines der eindrucksvollsten Werke ist „The Petrol Bomber“, ein Bild, das an die Unruhen der späten 1960er und frühen 1970er Jahre erinnert, als die Stadt immer wieder Schauplatz von Protesten und Zusammenstößen war. Ganz in der Nähe steht die berühmte Wand mit der Aufschrift „You Are Now Entering Free Derry“, ein Symbol für ein selbstverwaltetes Gebiet, in dem sich die Bewohner von staatlicher Kontrolle abschotteten.
Ein ganz anderes Mural findest du in der Orchard Street: das Derry Girls Mural. Es zeigt die fünf Hauptfiguren der gleichnamigen Serie (du findest sie auf Netflix), die das Leben einer Gruppe Teenager in Derry während der 1990er Jahre erzählt, also genau in der Endphase der Troubles. Derry-Londonderry hat durch die Serie einen Hauch von internationalem Popkultur-Status bekommen, und die Einheimischen sind mächtig stolz darauf.
Die Murals sind definitiv mehr als nur Street Art! Sie machen die Geschichte der Stadt auf eine ganz besondere Weise spürbar
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3. Museum of Free Derry
Das Museum of Free Derry hat mich wirklich bewegt. In einem selbstgeführten 90-minütigen Rundgang erhältst du einen sehr persönlichen Einblick in die Geschichte einer Stadt, die jahrzehntelang zwischen Konflikt und Hoffnung stand. Im Mittelpunkt steht die Zeit der „Troubles“ und besonders die Ereignisse rund um das berühmte „Free Derry“-Schild. Die Ausstellung zeigt nicht nur politische Entwicklungen, sondern vor allem, wie der Alltag der Menschen damals aussah. Für mich war es ein sehr intensiver Besuch, der vieles von dem, was man in der Bogside als Street Art sieht, noch greifbarer gemacht hat. Wenn du mehr über die jüngere Geschichte Nordirlands erfahren willst, solltest du dieses Museum nicht auslassen.
4. Peacemakers Museum
Nur ein paar Schritte entfernt liegt das Peacemakers Museum, das einen ganz anderen Blick auf die Geschichte Derry-Londonderrys bietet. Im Mittelpunkt stehen hier nicht Konflikte, sondern der Weg zum Frieden und die Menschen, die ihn möglich gemacht haben. Das Museum ist weniger politisch, dafür umso persönlicher und inspirierender: mit bewegenden Geschichten, Videos und interaktiven Exponaten. Für mich war es spannend zu sehen, wie viel Hoffnung und Engagement in der Stadt steckt. Es ergänzt das Museum of Free Derry auf eine ganz besondere Weise. Wenn du nicht nur verstehen willst, was war, sondern auch, wohin es gehen kann, dann bist du hier genau richtig.
5. The Craft Village in Derry-Londonderry
Das Craft Village in Derry-Londonderry besteht aus einer kleinen Ansammlung historischer Gebäude, in denen heute verschiedene Werkstätten, Ateliers und gemütliche Cafés zu finden sind. Beim Schlendern kannst du traditionelle Handwerkskunst aus Nordirland entdecken. Von Glasbläserei über Töpferei bis hin zu ausgefallenen Textilien ist hier alles vertreten. Zum Teil kannst du den Künstlern auch bei der Arbeit zusehen.
Das Craft Village ist der perfekte Ort, um die entspannte, kreative Seite der Stadt zu erleben und nach den Museumsbesuchen mit bewegter Geschichte einfach mal abzuschalten.
Besonder gut hat mir die Boutique Number 19 gefallen: Ein Laden voller liebevoll ausgewählter, handgemachter Produkte von lokalen Künstlern. Hier findest du tolle Mitbringsel und einzigartige Stücke, die die kreative Szene Derry-Londonderrys widerspiegeln.
6. Guildhall
Die Guildhall ist nicht nur eines der schönsten Gebäude in Derry‑Londonderry, sondern auch ein lebendiges Stück Stadtgeschichte und das ganz ohne Eintritt. Die rote Sandsteinfassade mit der Uhr nach dem Vorbild von „Big Ben“ fällt dir sofort auf. Im Inneren erwarten dich prachtvolle Glasfenster, ein beeindruckendes Orgelwerk und wechselnde Ausstellungen, unter anderem zur Geschichte der Stadt, der Ulster-Plantation und dem Saville‑Bericht über Bloody Sunday.
Ein besonderes Highlight ist der ausgestellte Friedensnobelpreis von John Hume, einer der bedeutendsten Friedensstifter Nordirlands. Er setzte sich für den gewaltfreien Dialog während der Troubles ein. Und besonders spannend: John Hume ist der einzige Mensch weltweit, der alle drei großen internationalen Friedenspreise erhalten hat: den Nobelpreis, den Gandhi-Preis und den Martin-Luther-King-Preis.
Du kannst das Gebäude auf eigene Faust erkunden oder dir für nur £ 2–3 eine geführte Tour gönnen. Die Guides erzählen mitreißende Geschichten: von Bombenanschlägen während der Troubles, über die Zeitkapsel von 1887 bis hin zu kleinen Details, die du sonst übersehen würdest.
7. Boom Board Tour durch Derry-Londonderry
Wenn du deine Komfortzone verlassen willst, ist eine Boom Board Tour genau das Richtige. Das ist quasi Longboarding im City-Style: Los geht’s mit einer Anfängerstunde im St Columb’s Park, perfekt, um ein Gefühl fürs Board zu bekommen. Wenn du schon mal Snowboard gefahren bist, dürfte dir das Ganze etwas leichter fallen. Anschließend rollst du mit deinem Guide über die Peace Bridge, entlang des Flusses und vorbei an einigen der schönsten Ecken der Stadt. Die Tour endet meist bei der Walled City Brewery oder aber wieder am Parkplatz beim St Columb’s Park.
Ich fand es ehrlich gesagt ziemlich schwer und hab mich auch nicht besonders geschickt angestellt, aber es hat total viel Spaß gemacht. Das Ganze war ein echtes Highlight des Wochenendes: etwas Neues lernen, lachen, durchhalten und echt witzige Videos sind auch noch entstanden.
Weitere Ausflugsziele für ein Wochenende in Derry-Londonderry
Für einen der Tage deines Kurztrips in Nordirland empfehle ich dir, ein Auto zu mieten und einen kleinen Roadtrip zu unternehmen. Direkt am Flughafen oder etwa 30 Minuten außerhalb der Stadt findest du mehrere Mietwagenstationen (die Buslinien 143, 144 und 145 bringen dich bequem aus der Stadt dorthin).
Hier kommen einige Highlights in der Umgebung, die du gut an einem Tag entdecken kannst, von spektakulärer Küste bis zu mystischen Ruinen:
1. Giant’s Causeway
Der Giant’s Causeway mit seinen sechseckigen Basaltsäulen gehört nicht ohne Grund zum UNESCO-Welterbe. Die bizarre Formation ist vor rund 60 Millionen Jahren durch vulkanische Aktivität entstanden und sieht trotzdem so aus, als hätte jemand sie mit der Hand in die Landschaft gesetzt.
Hier kommen einige Highlights in der Umgebung, die du gut an einem Tag entdecken kannst, von spektakulärer Küste bis zu mystischen Ruinen.
Laut Legende wurde der Damm vom irischen Riesen Fionn Mac Cumhaill gebaut, der seinem schottischen Rivalen Benandonner den Kampf ansagen wollte. Als dieser sich jedoch als deutlich größer herausstellte, verkleidete sich Fionn kurzerhand als Baby. So ließ sich der schottische Riese einschüchtern und floh, wobei er den Steindamm zerstörte.
Ob es nun an der Legende liegt oder nicht, der Giant’s Causeway zieht jedes Jahr Scharen von Besucherinnen und Besuchern an. Am besten kommst du früh morgens oder später am Nachmittag her, wenn es etwas ruhiger ist und du die beeindruckende Landschaft in aller Ruhe auf dich wirken lassen kannst.
2. Dunluce Castle
Schon von weitem wirkt die Ruine von Dunluce Castle wie aus einem Fantasyfilm, dramatisch auf den Klippen über dem Atlantik thronend. Die Überreste der mittelalterlichen Burg stammen aus dem 16. Jahrhundert, doch das eigentlich Beeindruckende ist weniger die Geschichte als das Setting: Wind, Wellen und diese wahnsinnig schönen Ausblicke auf die Küste machen den Ort zu einem echten Highlight. Für mich waren die Ruinen eine absolute Überraschung und ich konnte mich kaum an dem Blick hinüber zu den Felsenbögen des Whiterocks Beach sattsehen.
Ein Spaziergang rund ums Gelände lohnt sich mindestens genauso wie der Blick hinein – besonders bei Sonnenuntergang ist die Stimmung hier magisch. Und wenn dir die Kulisse bekannt vorkommt: Dunluce Castle diente als Filmlocation für die „Graufreud“-Burg in Game of Thrones.
3. Portrush
Portrush ist ein entspannter Küstenort mit maritimem Charme. Mich hat er ein bisschen an das englische Brighton erinnert. Besonders an sonnigen Tagen herrscht hier nämlich fast schon Urlaubsstimmung: Menschen flanieren an der Promenade, essen Eis, und in den kleinen Cafés direkt am Wasser sitzt man mit Blick aufs Meer. Der Ort ist bekannt für seine drei langen Sandstrände: den West Strand, den East Strand und den Whiterocks Beach.
4. Whiterocks Beach
Nur ein paar Minuten von Portrush entfernt liegt Whiterocks Beach, ein langer, heller Sandstrand mit dramatischen Kalksteinklippen und kleinen Höhlen, die bei Ebbe zugänglich sind. Der Strand ist bei Surfern genauso beliebt wie bei Spaziergängern. Für mich war es der perfekte Ort, um einfach mal durchzuatmen, barfuß im Sand zu laufen und die salzige Atlantikluft zu genießen. Wenn du Lust auf Meer und Weite hast, bist du hier genau richtig.
- Für eine kleine Stärkung fährst du am besten nach Portrush.
5. Mussenden Temple
Der Mussenden Temple thront spektakulär auf einer Klippe über dem Atlantik und ist einer der wohl dramatischsten Aussichtspunkte Nordirlands. Der kleine runde Tempel wurde im 18. Jahrhundert als Bibliothek erbaut und ist Teil des Anwesens Downhill Demesne. Besonders beeindruckend ist die Lage: Der Tempel scheint fast über dem Abgrund zu schweben, mit freiem Blick aufs Meer und die darunterliegenden Strände.
Der Spaziergang über das Gelände lohnt sich, vor allem natürlich bei klarem Wetter, wenn du kilometerweit über die Küste schauen kannst. Aber selbst in dem Nebel und Regen, in dem wir unterwegs waren, hat mich die Landschaft total beeindruckt.
- Der Tempel ist Teil des National Trust. Vor Ort gibt es einen kleinen Parkplatz, komm am besten früh oder am späten Nachmittag, wenn es ruhiger ist. Bring dir ein kleines Picknick mit, schöner lässt sich ein Nachmittag doch kaum verbringen.
Anreise & Fortbewegung für einen Kurztrip in Derry-Londonderry
- Direkt nach Derry-Londonderry fliegen von Deutschland aus wenige Airlines, deshalb lohnt sich oft ein Flug nach Belfast oder Dublin.
Wo übernachten für einen Kurztrip in Derry-Londonderry
Für deinen Aufenthalt in Derry-Londonderry sind das Shipquay Boutique Hotel und das Bishop’s Gate Hotel zwei richtig gute Adressen, zentral gelegen, gemütlich und mit viel Charme. Das Shipquay besticht durch sein stilvolles Interieur und die tolle Lage direkt in der Altstadt, perfekt, um die Stadt zu Fuß zu erkunden. Das Bishop’s Gate bietet eine schöne Mischung aus modernem Komfort und historischem Flair, plus ein leckeres Frühstück.
Wenn du es lieber etwas entspannter und etwas außerhalb magst, sind auch Unterkünfte am Fluss oder in der Nähe der Peace Bridge super. Für ein authentisches Erlebnis kannst du auch eine der vielen gemütlichen B&Bs in der Umgebung ausprobieren, die oft mit viel Herzlichkeit punkten. Alle Unterkunftsmöglichkeiten findest du hier.
Derry-Londonderry hat mich total überrascht. Es ist eine Stadt, die Geschichte lebendig werden lässt, mit einer abwechslungsreichen Mischung aus Kultur, Street Art und spannenden Museen. Dazu die entspannte Atmosphäre, freundliche Menschen und tolle Orte zum Essen und Entspannen. Egal, ob du dich für Geschichte interessierst oder einfach Lust auf einen Kurztrip der etwas anderen Art hast, Derry lohnt sich auf jeden Fall. Und mit den vielen Ausflugszielen drumherum kannst du easy ein langes Wochenende füllen!